Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen

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Die Aufwertung des Lebensraums
Das zentrale Element des Rebhuhnschutzes ist, den Lebensraum aufzuwerten. Rebhühnern mangelt es an insektenreicher Vegetation, die ganzjährig Deckung bietet und nicht vor Mitte August gemäht wird. Am empfindlichsten ist das Rebhuhn zur Brutzeit: die Verlustrate an Hennen durch Prädation ist in dieser Zeit am höchsten. Zusätzlich ist die Sterblichkeit der Küken in den letzten Jahrzehnten immer weiter gestiegen, was vor allem mit dem Einsatz von Pestiziden und dem Rückgang an Insekten zusammenhängt (POTTS 2012; PANEK 2019).

Mit Blühflächen lassen sich geeigneten Lebensraumelemente für Rebhühner schaffen: Zwei Dinge braucht das Rebhuhn:

1. Zum Brüten ist gute Deckung erforderlich (ab März, der Zeit der Revierwahl). Das bietet nur ungenutzte, vorjährige Vegetation mit der Deckung von alten Staudenstängeln, Altgrasbüscheln etc.

2. Die Küken schlüpfen hierzulande überwiegend erst im Juli. Zu dieser Zeit darf die Vegetation noch nicht so dicht sein, da
es sonst zu kühl und feucht am Boden ist. Auf nährstoffreichen Böden kann man dem mit einer oberflächlichen
Bodenbearbeitung im Frühjahr entgegenwirken. Diese schafft offene Stellen, welche erst allmählich durch die
nachwachsende Vegetation wieder geschlossen werden (Abb. unten links).

Diese beiden Vegetationstypen müssen nebeneinander liegen, damit die kleinen Küken nach dem Schlupf keinen weiten Weg haben.

Um diese beiden Bedingungen zu kombinieren gibt es eine einfache Lösung: ein Hektar mit halb vorjähriger und halb diesjähriger Vegetation bietet bereits ein vollständiges Sommerrevier für ein brütendes und später Küken führendes Rebhuhnpaar.

Flächen mit diesen Eigenschaften in die Landschaft einzubringen ist das zentrale Element des Rebhuhnschutzes. Leider ist es mit 1 - 2 Hektar nicht getan. Um wirklich eine Trendwende im Rebhuhnbestand herbeizuführen sollten 5 - 7 % der intensiv genutzten Ackerfläche in Brachen oder Blühflächen umgewandelt werden. Trotzdem ist jeder zusätzliche Hektar ein Schritt in die richtige Richtung.

Genaue Infos zum Anlegen solcher Flächen und zur Optimierung bestehender Strukturen findet Ihr im Leitfaden Rebhuhnschutz vor Ihrer Haustür.

Lineare Landschaftselemente sind als Brutplatz riskant. Das Prädationsriskio ist weitaus höher als in flächigen Strukturen von mindestens 20 Metern Breite. Deshalb sollte der Fokus des Rebhuhnschutzes auf flächigen und nicht auf linienförmigen Landschaftselementen liegen.

Trotzdem bereichern Graswege, Schwarzbrachestreifen und Feldraine die Landschaft und werden von Rebhühnern auch mit ihren Küken gerne aufgesucht. In Großbritannien wurde die Beetle Bank (Käferböschung) erfunden, welche dort als Agrarumweltmaßnahme beim Rebhuhnschutz eingesetzt wird. Durch mehrmaliges Pflügen in gleicher Richtung wird Erde zu einer Böschung aufgeworfen. Diese wird üblicherweise mit einer Gräsermischung angesät. Die Böschung schafft ein etwas abweichendes Mikroklima, das Insekten fördern kann. Pestizidfreie Streifen in Getreidefeldern mit zahlreichen Ackerwildkräutern werden von Rebhühnern gerne mit ihren Küken aufgesucht, da dort mehr Insekten zu finden sind.


Literatur
PANEK, M. (2019): Long-term changes in chick survival rate and brood size in the Grey Partridge Perdix perdix in Poland. Bird Study 66: 289–292.

POTTS, G.R. (2012): Partridges. Harper Collins Publisher, London.

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