Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen

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Ergebnisse aus der Telemetriestudie
Auf einem wichtigen Zwischenstand sind die Ergebnisse publiziert (GOTTSCHALK & BEEKE 2014) und können hier heruntergeladen werden.

Sterblichkeit
Leider leben Rebhühner nicht lange: wenige der besenderten Vögel haben eine zweite Brutzeit erlebt und nur ein Vogel wurde als Ausnahme 4 ½ Jahre alt. Fast alle Rebhühner sind durch Prädatoren umgekommen, es gab nur wenige andere Fälle (Mahd, Autoverkehr). Hennen haben eine höhere Sterblichkeit als Hähne, da sie das riskante Geschäft des Brütens übernehmen. 80 % der Prädationsfälle von Hennen wurden durch Raubsäuger verursacht, nur 20 % durch Greifvögel. Dieser Wert stimmt mit einer großen Telemetriestudie aus Dänemark mit 100 besenderten Hennen exakt überein (OLESEN 2017). Auch hier ist der Fuchs der wichtigste Prädator der Rebhühner.

Bruterfolg
Nur 25 % der besenderten Paare mit Brutversuchen haben erfolgreich gebrütet. Erfolgreiche Paare haben im Durchschnitt ca. 7 Küken aufgezogen. Die Brutverluste traten zu ¾ bereits vor dem Schlupf und nur zu ¼ als Kükenverluste auf. Der sichere Brutort ist also das zentrale Element des Rebhuhnschutzes! Dabei erwiesen sich Nester in linienförmigen Landschaftselementen (Feldraine, Hecken) als extrem gefährdet (62 % der Nester prädiert), während flächige Landschaftselemente (über 15 Meter breit) relativ sicher sind (24 % der Nester prädiert). Auch die umgebende Landschaft hat einen deutlichen Effekt auf das Prädationsrisiko, so konzentrieren sich in strukturarmen Landschaften Räuber und Beute auf dieselben Strukturen. Eine kleinräumige Landschaft mit zahlreichen Feldrainen reduziert den Druck auf den einzelnen Feldrain und damit das Prädationsrisiko (LAUX et al. 2023, LAUX et al. 2022).

Habitatnutzung
Permanente, vom Menschen ungenutzte oder nur extensiv genutzte Vegetation (Blühflächen, Brachen, extensiv genutzte Weiden, Hecken, Feldraine) ist ganzjährig ein zentrales Element im Leben der Rebhühner: kein anderer Vegetationstyp (selbst die Getreidefelder nicht) wurden ähnlich häufig von Rebhühnern aufgesucht. Ganzjährig verbringen Rebhühner ca. die Hälfte ihrer Zeit in Extensiv-Vegetation, zur Brutzeit allerdings liegen sogar 80 % der Ortungen in diesem Vegetationstyp. Die Nester in unserer Studie lagen fast ausschließlich in der Extensiv-Vegetation. Ganzjährig wechselt das Rebhuhn zwischen verschiedenen Feldfrüchten (vor allem Getreide, Raps, Zuckerrüben) und der Extensiv-Vegetation.

Phänologie
Rebhühner brüten spät: Die Küken sind in unserer Studie überwiegend Ende Juni bis Ende Juli geschlüpft. Ein Drittel aller erfolgreichen Rebhuhneltern führten sogar noch in den ersten Augusttagen Küken, die nicht fliegen konnten. Die späteren der festgestellten Schlupftermine sind durch Störungen oder Prädation am ersten Gelege verursacht. Merkregel: Mai: legen, Juni: brüten, Juli: kleine Küken.

Die Sterblichkeit unterliegt im Jahresverlauf erheblichen Schwankungen. Bei Hennen ist die Prädationsrate im Juni am höchsten. Hähne riskieren zur Zeit der Partnerfindung mehr und haben im März eine höhere Sterblichkeit als die Hennen. An Tagen mit hoher Schneedecke ist das Prädationsrisiko fünfmal so hoch wie an schneefreien Wintertagen.


Literatur
GOTTSCHALK & BEEKE (2014): Wie ist der drastische Rückgang des Rebhuhns (Perdix perdix) aufzuhalten? Erfahrungen aus zehn Jahren mit dem Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen. Ber. Vogelschutz 51, 95–116.

OLESEN, C.R. (2017): New findings in dispersal, habitat-related breeding success and predation in Danish Grey Partridge. P.293 in Bro, E. & Guillemein, M. (eds): 33rd IUGB congress & 14th Pedix Symposium abstract book. ONCFS, Paris.

LAUX A., MAYER K., BEEKE W., WALTERT M., GOTTSCHALK E. (2023): Distance to the edge and other landscape features influence nest predation in grey partridges. Animal Conservation. https://doi.org/10.1111/acv.12898.

LAUX A., WALTERT M., GOTTSCHALK E. (2022):  Camera trap data suggest uneven predation risk across vegetation types in a mixed farmland landscape. Ecology and Evolution 12: e9027. https://doi.org/10.1002/ece3.9027.

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